Ein Brief an alle, die sich müde, erschöpft und nicht richtig fühlen.
- Alexandra Lang
- 9. Apr.
- 5 Min. Lesezeit
Nach langer Zeit habe ich mich wieder hingesetzt und geschrieben.
Einen Blogartikel – direkt aus meinem Herzen.
Darin teile ich, warum ich auf Social Media derzeit kaum aktiv bin bzw. relativ wenig Tipps poste...
Unsere Zeit ist… interessant. Versuchen wir einmal, sie nicht zu bewerten, sondern einfach nur zu schauen: Was ist?
Überall begegnen uns Tipps und Tricks – für das Nervensystem, für die Gedanken, für den Körper. Übungen, Routinen, “Hacks”, damit es uns endlich wieder gut geht. Denn körperliche Beschwerden, Ängste, Erschöpfung nehmen spürbar zu...
Und weißt du was? Der Zugang zu all diesen Informationen über “gesunde Ernährung”, psychische Gesundheit und Lifestyle-Hacks hat nicht zu einer allgemeinen Verbesserung geführt. Im Gegenteil: Psychische Erkrankungen nehmen zu.
Warum?
Meine persönliche – vielleicht nicht wissenschaftlich belegte – Vermutung ist: Dieses ständige Bild vom “Happy Life” erzeugt massiven Druck. Du musst nur das tun – und das und das – und dann bist du immer glücklich, fit, gesund, entspannt, lebst am Strand, alles easy.
Aber was, wenn das Bild selbst krank macht? Was, wenn es uns ein Gefühl vermittelt von:
“Ich bin falsch.”
Mein Körper ist falsch. Weil er nicht mitmacht, obwohl ich doch schon so viel “richtig” mache. Ich bleibe erschöpft. Die Symptome bleiben.
Und mit ihnen: Schuld, Scham, Versagen.
Gibt es eine Lösung?
Ich habe keine. Aber – eine Idee.
Was, wenn du völlig normal bist – was auch immer normal heißt?
Schau dich um. Kein Mensch sieht aus wie der andere.
Vielleicht gibt es genauso viele unterschiedliche Nervensysteme, wie es Körper gibt.
Vielleicht gibt es unendlich viele Wege, das Leben zu leben.
Was, wenn es normal ist, ein paar Tage oder Wochen erschöpfter zu sein?
Was, wenn es normal ist, in einer bestimmten Lebensphase häufiger Migräne zu haben?
Was, wenn es normal ist, sich oft nicht gut genug zu fühlen – und mit aller Kraft versucht, es doch richtig zu machen?
Ich kenne – ehrlich – niemanden, der nicht manchmal an sich zweifelt.
Niemanden, der mit Kritik immer gelassen umgeht.
Niemanden, der nie mal seine Kinder anschreit.
Niemanden, der nicht manchmal so traurig ist, dass er weint.Oder das Gefühl hat, dass Tränen stecken – und nicht raus können.
Usw. usw.
Woher kommt dieses Bild...
...dass man niemals Symptome haben darf? Oder nur ganz kurz – damit man schnell weitermachen kann mit dem “richtigen Leben”?
...dieses Bild vom ständigen Lächeln, der endlosen Geduld, dem Glitzerfilter fürs Leben?
Und ich höre schon:„Aber bei mir ist es anders... bei mir ist es schlimmer... ich will doch nur...“
Glaub mir – ich kenne diese Gedanken persönlich und ich höre sie fast täglich. Und genau diese Gedanken machen es oft noch schwerer. Symptome bleiben aufgrund des Druckes, der Stress erzeugt länger. Die Scham wächst.
Ich glaube: Es ist Zeit, den Druck rauszunehmen. Und wieder zu akzeptieren, dass Leben bedeutet: Mal Kopfweh zu haben. Mal nichts “machen” zu können. Mal keine Lösung zu haben. Und das ist kein Fehler im System.
Selbst wenn wir unser Nervensystem perfekt regulieren, perfekt essen, ausreichend Pausen machen, ein stressfreies Leben führen – werden wir Symptome haben.
Weil Symptome und Emotionen entstehen… während man lebt.
Und ich glaube – oder besser: Ich bin überzeugt – dass viele (auch psychische) Erkrankungen gar nicht erst entstehen würden, wenn wir aufhören würden, alles und jeden zu bewerten –inklusive uns selbst.
Wichtig:
Das heißt nicht, dass du nichts tun sollst, wenn du Beschwerden hast.
Es heißt nicht, dass man Krankheiten nicht ernst nehmen oder behandeln soll.
Und es heißt auch nicht, dass du keine Verantwortung für deine Gesundheit übernehmen sollst.
Was ich sagen möchte: Ich spreche hier von vielen (meistens Frauen), die hadern, vielleicht nie zur Therapie gehen –oder sich mit einem Stapel Selbsthilfebücher irgendwie über Wasser halten.
Ich möchte sagen: In der liebevollen Annahme, dass es niemals perfekt sein kann – liegt enorme Kraft.
Tu, was du tun kannst. So gut du kannst. Aber mit dem tiefen inneren Wissen: Ich bin okay. Mein Körper ist okay.
Auch das heißt nicht, dass du “schuld” bist an deinen Symptomen. Oder dass du “nichts mehr machen” musst. Es heißt nur: Du darfst aufhören, nach der einen Lösung zu suchen.
BEISPIEL:
Ich habe neulich einen Beitrag gelesen –eine Frau beschreibt, wie schwer ihr eine Lebenssituation fällt. Einen Tag später bedankt sie sich für die Resonanz. Sagt: Wir müssen mehr darüber reden, was das mit uns macht – als Frauen.
Ich weiß nicht, ob es bei ihr so war, aber bei vielen, die Online verkaufen ist das eine Strategie - heißt nicht, dass sie das nicht gerade durchlebt, aber sie nutzt es bewusst: Verbindung schaffen mit der Community. Gute Marketingstrategie.
Ein emotionales Thema teilen – damit alle fühlen: Sie ist wie ich.
Aber eben nicht zu oft. Denn wenn jemand dauerhaft struggelt, dann kann sie uns ja nichts “geben”. Dann wäre sie ja kein Vorbild mehr.
Also kommen dazwischen: Tipps, Tricks, Aha-Momente. Wie man doch recht easy durch die Krise kommt. Und im Rückblick – ganz stark – erzählt sie, wie sie da durchgegangen ist...
Und dann gibt es Menschen – die lesen das –denken sich: “Ja, mir ging’s genauso.” Und gleichzeitig:„Bei mir war das nicht in zwei Tagen vorbei.“
Was mache ich falsch?
Vielleicht brauche ich noch mehr Übungen...noch mehr Selfcare...noch mehr Bücher...
Und alles, was passiert ist - Druck, Stress: Es wird schlechter. Weil der Druck steigt.
Bis wir irgendwann so erschöpft sind, dass gar nichts mehr geht. Und nur noch bleibt: “Bei mir funktioniert das halt nicht.”
Instagram zeigt uns viele vermeintliche Vorbilder. Viele, bei denen es “klappt”. Und wir suchen weiter. Und weiter.
Ich möchte mit meinem Auftritt auf Social Media niemandem das Gefühl geben, dass ich "die Lösung" habe und er/sie schlecht ist, weil er/sie es "nicht schafft". Ja, es gibt in meinem Leben viele schöne Momente und viele Dinge/Situationen, die ich bewältige. Es gibt genauso viele Momente, die mühsam sind oder wo bei mir vor allem körperliche Symptome sich zeigen. Ich bin ein Mensch mit meinem menschlichen Körper und einer sensiblen Psyche...und es ist mal so und mal so...kannst du etwas lernen von mir? Ja, ich weiß unglaublich viel über die Behandlung von psychischen Herausforderungen...aber ich bin deshalb kein Mensch mit perfektem Leben...
ZUM ABSCHLUSS: QUINTESSENZ (du weißt ja – meine Blogartikel enden immer damit):
💛 Ja – achte auf dich. Auf deinen Körper, auf deine Seele.
💛 Ja – informiere dich über Gesundheit, Ernährung, mentale Balance.
💛 Ja – mach kleine Übungen, wenn sie dir gut tun.
Aber: Hör auf zu glauben, dass es DIE Lösung gibt. Oder dass IRGENDJEMAND da draußen sie für dich hat.
Niemand hat nur Sonnenschein.
Du bist in Ordnung.
Dein Körper ist in Ordnung.
Fühl mehrmals täglich in genau diesen Gedanken hinein.
Du musst keinen Grund finden, warum du wieder Migräne hast, warum eine Panikattacke kam. Zumindest nicht, wenn du dich schon damit beschäftigt hast. Dann weißt du schon alle.
Vielleicht ist es jetzt einfach da. Und es darf auch wieder gehen.
Es ist bisher immer gegangen. Und es geht auch diesmal.
Das Leben geht weiter. Du wirst wieder lachen. Und manchmal wirst du weinen. Und manchmal wirst du Angst haben. Auch das ist menschlich.
Und manchmal...wird es dir einfach gut gehen.
Probier diese Haltung dir selbst gegenüber einmal aus.
Und schreib mir gern – wirklich, von Herzen gern –ob du dir etwas aus meinem sehr persönlichen Artikel mitnehmen konntest.
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